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Zellzahlprojekt Sauwald

Zellzahlprojekt Sauwald

Zellzahlprojekt Sauwald
Aus: DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT, Heft 11/2011
Von Dr. Franz Gewessler, Sauwald Tierärzte GmbH

Zu hohe Zellzahl sind in vielen Milchviehbetrieben ein Thema und können zu enormen wirtschaftlichen Verlusten führen. In der Region Sauwald soll ein Zellzahlprojekt Abhilfe schaffen.

Im Jahre 2008 haben wir in unserer Tierpraxis, gemeinsam mit dem LKV OÖ und den Landwirtschaftskammern OÖ und NÖ sowie dem TGD OÖ, ein Zellzahlprojekt mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Zellzahlen in Milchviehbetrieben langfristig zu senken. Ausgehend von der Tatsache, dass die Zellzahlen laut LKV beim FV bei ca. 200.000 und bei HF bei ca. 280.000 Zellen liegen, bedeuten zu hohe Zellzahlen einen enormen wirtschaftlichen Verlust für viele Milchkuhbetriebe. Nur Milch mit Zellzahlen von unter 100.000 ist es möglich, hochwertige Produkte herzustellen.


Ursachen für hohe Zellzahlen

Die Hauptursache für höhere Zellzahlen sind Kontaminationen mit bakteriellen Erregern, hier vor allem mit Staph. aureus, der über 70% aller Milchproben von „Zellzahlkühen“ in Österreich nachzuweisen ist. Staph.aureus ist ein Toxinbilder und somit in der Rohmilch unerwünscht. Zwar wird der Erreger sicher beim Pasteurisieren abgetötet, allerdings bleibt sein hitzetolerantes Toxin erhalten. Für unsere Langzeitstudie suchten wir daher gezielte Betriebe aus, auf denen mindestens 30% der Kühe mit Staph.aureus infiziert waren. Die Kühe dieser Betriebe wurden neben der Durchführung eines staph.aureus-Spezialnachweises einer bakterologisch-zytologischen Bestandsuntersuchung unterzogen. Im Sommer 2008 führten der LKV OÖ Laktocorderüberprüfungen durch und es erfolgte eine Überprüfung der Melkarbeit und der Melkhygiene im Rahmen des TGD-Eutergesundheitsprogramms durch unsere Tierärzte ( auf 30 Betrieben mit insgesamt 986 Kühen.) Die gravierendsten Probleme waren ungenügendes Anrüsten und eine schlechte Melkzeugausrichtung. Die Folgen waren ein frühes Klettern der Zitzenbecher sowie Abschnürungen an den Zitzenbasis und somit schlechte Ausmelkgrade und langes Nachmelken.


Melkhygiene verbessert

Mit der Verwendung von Melkerhandschuhen, mit Vormelken, Vorreinigung mit Euterwolle, perfektem Anrüsten, schnellem und möglichst geräuscharmen Ansetzen, Ausrichten des Servicearmes, Zwischendesinfektion und einer Verkürzung der Nachmelkzeiten wurde die Melkhygiene auf allen Betrieben auf den neuesten Stand gebracht. Zusätzlich wurde mit einem dickflüssigen Dippmittel gedippt, um einen möglichst langen Verschluss des Strichkanals zu gewährleisten. Innerhalb von zwei Monaten sanken bei allen Betrieben die Zellzahl um 30-50%, die Liefermenge stieg um 10% und die Leistung im Schnitt um 6%. Im Jahr 2009 führten wir selber eine Laktocorderüberprüfung auf diesen Betrieben durch und konnten dabei noch kleine Fehler beheben. Ein Großteil der Betriebe schafft es nun Milch mit Zellzahlen von unter 100.000 Zellen zu erzeugen. Drei größeren HF-Betrieben gelingt es, im Jahresschnitt Milch mit unter 50.000 Zellen zu produzieren. Jedoch ist für dieses Ergebnis nicht die Rasse ausschlaggebend, sondern die Sauberkeit im Stall, im Melkstand und ein perfektes und zugleich zügiges Melken. Besonderer Wert muss darüber hinaus auf eine ausgewogene Ration mit hygienisch einwandfreien Futtermittel gelegt werden, hier liegt der Schlüssel zum Betriebserfolg. Bei allen Betrieben sank der Befall mit Staph.aureus auf unter 10% der Tiere. Trägertiere werden alle mittels Fußband gekennzeichnet und beim Melken wird peinlich darauf geachtet, dass keine Übertragung mit dem Melkzeug erfolgt. Sind diese Rahmenbedingungen gegeben, dann können auch infizierte Tiere ohne weiteres in der Herde mitlaufen.


Management entscheidend

Dieses Projekt läuft noch zwei weitere Jahre. Wir können aber aufgrund der Ergebnisse schon jetzt sagen, dass das Erreichen niederer Zellzahlen keine Hexerei ist, sondern eine Managementangelegenheit. Nur mit bester Rohmilchqualität können wir mit unseren kleinen Strukturen überleben und auch höhere Milchpreise erzielen. Zellzahlen unter 100.000 sind machbar und erstrebenswert.

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